
Wasserleitung am Steinhagen. Foto: Stadtarchiv
Noch bis in die 1870er Jahre waren die meisten Hattinger Bürger auf öffentliche Brunnen angewiesen, die es am Obermarkt und am Steinhagen, am Untermarkt und in der Großen Weilstraße gab. Da in den Sommermonaten die Brunnen oft leer waren, wurden sie zunächst über hölzerne Leitungen an benachbarte Wasserquellen angeschlossen – so nach 1870 in der oberen Altstadt und um 1820 am Steinhagen. Nach Angaben des früheren Kreisheimatforschers Dr. Heinrich Eversberg gab es in Ergänzung zu den öffentlichen Brunnen bis zu 200 private Wasserentnahmestellen, die sich in oder vor den Altstadthäusern befanden – so der Brunnen am Emescheplatz (heute „Am Brunnenhof“) oder der bei Pflasterarbeiten 1974 wiederentdeckte Brunnen des Elling´ schen Hauses am Haldenplatz 1.
Die Trinkwasserversorgung durch Hausbrunnen war jedoch infolge der Haustierhaltung eine heikle Sache: Häufig lagen die Misthaufen in unmittelbarer Nähe der Brunnen und die Jauche sickerte bis in das Grundwasser und verursachte Krankheiten durch bakterielle Verschmutzung des Wassers. Zudem musste nicht nur bei den nicht mehr als 10 Meter tiefen Hausbrunnen, sondern auch bei den öffentlichen Brunnen im Sommer die Wasserentnahme reglementiert werden, wie 1858 am öffentlichen Brunnen vor dem Haus Große Weilstraße 30. Aus diesem Grund regte 1874 der Kaufmann Heinrich Hartmann an, eine Wasserversorgunggesellschaft zu gründen, die ab 1875 als „Hattinger Wasserwerk AG“ aus Pumpstationen und Hochbehältern den ersten Hattinger Haushalten fließendes Wasser bereitstellte.
1927 wurden bei Kanalarbeiten auf dem Steingagen hölzerne Wasserrohre gefunden, die wahrscheinlich den Brunnen im Haus Heller mit Wasser aus der „Fontaine am Steinhagentor“ versorgte, die als öffentlicher Brunnen um 1821 fertiggestellt wurde. Schon vor 1790 war vor dem Stadttor eine ergiebige Quellmulde bekannt. 1975 wurden weitere hölzerne Wasserrohre am Flachsmarkt entdeckt, von denen eines im „Museum im Bügeleisenhaus (MiBEH)“ ausgestellt ist.
Seit 2013 zeigt das „Museum im Bügeleisenhaus (MiBEH)“ neben der großen hölzernen Wasserleitung vom Flachsmarkt in der Diele des Hauses auch eine Hauszuleitung, die Heimatforsche Wilfried Ruthmann bereits in den 1970er Jahren aus einem Abbruchhaus der Altstadt gerettet hatte. Neu ist ebenfalls eine mehrere hundert Jahre alte Wasserpumpe, die bis vor 50 Jahren am Hausbrunnen des früheren Damen- und Herrenausstatters Wilhelm Behrend an der Kleinen Weilstraße 1 ihren Dienst tat und die von dem Hattinger Journalisten Werner Echter, einem Mitglied des Hattinger Heimatvereins, als historischen Schatz vor der Verschrottung bewahrt und dem Museum übergeben wurde. Ab 2014 ist auch Sie im Brunnenraum des Museums ausgestellt. Zusätzlich dokumentiert GELSENWASSER, der neue Partner des Museums, auf einem extra angefertigten großflächigen Schaubild anschaulich, wie heutzutage das Wasser vom Wasserwerk zum Wasserhahn kommt.