Objekt #7

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In loser Folge stellen wir Ihnen interessante Sammlungen der aktuellen Ausstellung “Hattinger Schätze: Private Sammler stellen aus” im Museum im Bügeleisenhaus (MiBEH) vor. Heute: Totenzettel von Wolfgang A. Klemt/Hattingen.

Der Brauch, Totenzettel zu verfassen, entstand in der Mitte des 17.Jahrhunderts in den Niederlanden. In der lutherisch reformierten Kirche gab es bereits im 16.Jahrhundert den Brauch, Leichenpredigten zu verfassen, in denen detailliert über das Leben des Verstorbenen berichtet wurde. Man kann die Totenzettel als katholisches Pendant der Leichenpredigten ansehen. Von den Niederlanden aus verbreitete sich der Brauch im katholischen Teil der deutschsprachigen Länder bis hin nach Österreich.

Zweck der „klassischen“ Totenzettel bis etwa 1960 war, für die Verstorbenen zu beten und ihrer zu gedenken. Verfasst wurden sie in der Regel vom Pfarrer. In ausgeprägter Beredsamkeit wurde von dem Toten nur Gutes berichtet, so dass man annehmen kann, dass der Verfasser durch die Totenzettel den Lebenden auch zeigen wollte, wie ein dem religiösen Zeitgeist entsprechendes, vorbildliches Leben auszusehen hatte.

Etwa ab den sechziger Jahren ändert sich die Gestaltung der Totenzettel. Der wesentliche Unterschied zu den klassischen Totenzetteln besteht darin, dass die biografischen Angaben bis auf die des Geburts- und Sterbetages schrumpfen. Für die restlichen Angaben war nun auch nicht mehr die Mitwirkung des Pfarrers notwendig, so dass aus dem Angebot der Druckereien eine vielfältigere Gestaltung der Totenzettel realisiert wurde. Bei modernen Totenzetteln bleibt in den meisten Fällen die Aufforderung zum Gedenken im Gebet, der Name und die Geburts- und Sterbedaten als harter Kern des Totenzettels erhalten. Weiterhin ist es sehr häufig, dass ein christliches Symbol und kurze Gebetsformeln beigefügt sind. Ablassgebetsangebote tauchen nicht mehr auf und auch nicht die Benennung der Druckerei.

Der Bleisatz-Schriftsetzer und frühere Lehrlingsausbilder der Hattinger Druckerei Hundt, Wolfgang A. Klemt, sammelt seit rund 20 Jahren Totenzettel und hat zwischenzeitlich über 5.000 davon zusammengetragen. Ausschlaggebend für seine Sammelleiden-schaft war ein Besuch in Oberammergau, wo er eine größere Anzahl von Totenzettel bei seiner Vermieterin sah und sich dafür interessierte. Der 75jährige sammelt übrigens nicht über Internetzukäufe, sondern ausschließlich über Freunde – und die Vermieterin aus Oberammergau schickt ihm noch heute Totenzettel aus Bayern zu…

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