Wie das Leben so spult: Unser Museumsobjekt des Monats ist der kleine Bruder des Tonbands – die Kassette!
Na, wer erinnert sich nicht an endlosen Bandsalat, den man dann versucht hat, mit einem Bleistift wieder reinzufummeln? Das konnte dauern, denn in einer 90-Minuten-Kassette stecken tatsächlich mehr als 135 Meter Tonband drin.
Die Kassette war bis in die frühen Neunziger der Tonträger Nummer eins – dem legendären Walkman sei Dank. Dabei kam das Ding viel früher auf den Markt und eigentlich ausschließlich für die Aufnahme von Sprache, also zur Nutzung in Diktiergeräten. Der Niederländer Lou Ottens hat die Kassette 1962 im Hause Philips erfunden (Ottens war später auch für die CD verantwortlich, die den schnellen Tod der Kompaktkassette einläutete).
Wurden 1991 in Deutschland noch gut 78 Millionen Kassetten verkauft, waren es 2017 nur noch gerade mal 125.000. Und das, obwohl aktuell auch Künstler wie Lady Gaga oder Justin Bieber ihre Musik auf Tape anbieten. Doch die Verkaufszahlen sind nicht das einzige Problem: Sowohl Eisen-3-Oxid als Bandbeschichtung, als auch die Aufnahmegeräte der 80er und 90er Jahre sind selten geworden.
Übrigens: Zu kaufen gab es einst auch Leerkassetten, auf die man selbst seine Musik aufnehmen konnten – Mixtape statt Blumen für die erste Freundin. In Großbritannien ging die Musikindustrie gegen den Gebrauch vor mit dem Slogan „home taping is killing music“ – aufnehmen zerstört die Musik.
Eingangsnummer: 2020/09-01
Hauptgruppe: Zeitgeschichte
Eingangsdatum: Januar 2019
Objektbezeichnung: MC
Angaben zum Vorbesitz: unbekannt
Art des Zugangs: Schenkung
Anschaffungspreis: entfällt
Standort: Magazin/Raum 1
Datum/Bearbeiter: 01.09.2020/LRF